Mit Mentoring die Karriere planen

Minerva-FemmeNet weitet sein Angebot aus/Neuer Kooperationspartner

9. März 2007

Minerva-FemmeNet, das Mentoring-Netzwerk in der Max-Planck-Gesellschaft, hat einen neuen Kooperationspartner mit im Boot: Die Angebote von MuT (Mentoring und Training) - einem Programm der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an den wissenschaftlichen Hochschulen in Baden-Württemberg - vergrößern passend zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit das Spektrum an Fördermöglichkeiten vor allem für sich habilitierende Wissenschaftlerinnen. Unter dem Motto "Minerva und MuT - in Kooperation zum Erfolg" präsentierten Vertreterinnen beider Partner im Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie, was Mentoring für Forscherinnen leisten kann.

Für Liane Bauer war es zunächst ein gut gemeinter Rat: Sie solle sich doch ans Minerva-FemmeNet wenden, um für die Karriereplanung eine Mentorin zu finden, empfahl ihre Gruppenleiterin. Die Doktorandin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung war skeptisch. "Ich hatte Bedenken vor möglicher Klüngelei, mir was das alles suspekt", verheimlicht sie nicht. Doch mittlerweile ist die Nachwuchswissenschaftlerin von den positiven Effekten einer Mentoringbeziehung rundherum angetan - und strahlt diese Überzeugung auch aus. Eine Kollegin aus der Pharmaindustrie, die wie sie einst an einem Max-Planck-Institut promovierte, half ihr zunächst, Selbstbewusstsein zu entwickeln, das Liane Bauer in Workshops des Hessischen Mentorinnennetzwerks vertiefte. "Ich weiß jetzt, wie ich mich bei Vorträgen gut präsentieren kann, spreche Probleme mit Vorgesetzten eher an und habe zahlreiche Kontakte geknüpft", berichtete die Nachwuchsforscherin. Mit einer weiteren Mentorin von Minerva-FemmeNet hat sich der Blickwinkel mittlerweile verändert: "Wir haben uns jetzt meiner wissenschaftlichen Qualifizierung zugewandt und wollen gemeinsam ein klareres Ziel für meine Zukunft definieren", erläuterte Liane Bauer. Ihr Resümee bislang: "Ich habe schon viel gelernt und kenne bereits viele der ungeschriebenen Spielregeln im Wissenschaftsbetrieb."

Es ist eine Schlussfolgerung, die Barbara Legrum kennt. Die medizinisch-technische Assistentin ist Initiatorin des Minerva-FemmeNet, das 2001 am Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt ins Leben gerufen wurde. Dieses Netzwerk hat zum Ziel, den Erfahrungsschatz meist ehemaliger Absolventinnen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zu heben und für Nachwuchswissenschaftlerinnen nutzbar zu machen. Durch die Beteiligung weiterer Institute ist es in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Seit April 2004 hat Minerva-FemmeNet ferner durch die Kooperation mit dem Hessischen Mentorinnennetzwerk das Spektrum an Kontakt- und Fortbildungsmöglichkeiten enorm erweitert. Für junge Frauen in Naturwissenschaft und Technik bietet es eine so kompetente Begleitung beim Studieneinstieg, im Studium und beim Übergang in den Beruf, dass bislang 95 so genannte Tandems aus Mentorin und Mentee zustande kamen. 40 dieser Teams sind derzeit noch aktiv.

Wie lange Mentorin und Mentee als Tandemteam in der Datenbank Legrums geführt werden, ist den Frauen selbst überlassen. "Wir geben keinen zeitlichen Rahmen vor oder verlangen einen Mentoringvertrag; was zählt ist die individuelle Situation", beschreibt Barbara Legrum das Vorgehen im Minerva-FemmeNet. "Allerdings bitten wir in der Anfangsphase einer Mentoringbeziehung darum, eine Zielvereinbarung zu formulieren."

Nicht nur die Mentees profitieren von der Förderung durch eine hierarchisch höher gestellte und erfahrene Wissenschaftlerin, auch die Mentorinnen haben Vorteile davon: "Man lernt die Probleme des Nachwuchses kennen und reflektiert seine eigenen Erfahrungen", machte Ulrika Mattig, promovierte Geologin im hessischen Wissenschaftsministerium und selbst als Mentorin tätig, in ihrem Vortrag deutlich. Es sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen: "Als Mentorin tragen Sie ihre Mentee nicht in der goldenen Sänfte zum Ziel."

Im Gegenteil: Beflügelt von einer bisweilen sogar freundschaftlich austarierten Förderbeziehung wünschen sich die Mentorinnen selbst noch einmal Mentee zu sein. Um für diese bereits hoch qualifizierten Wissenschaftlerinnen Fördermöglichkeiten anbieten zu können, hat Minerva-FemmeNet nun über das MPI für Immunbiologie in Freiburg einen zunächst dreijährigen Kooperationsvertrag mit MuT abgeschlossen. MuT, das älteste Mentoringprogramm bundesweit, wird vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium gefördert und spricht sich habilitierende Frauen und Nachwuchswissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur an. Diese Phase, so MuT-Projektleiterin Dagmar Höppel, sei bisweilen gleichbedeutend mit einer "Gratwanderung zwischen Arbeitslosigkeit und Exzellenz". Ziel von MuT ist es daher, Wissenschaftlerinnen in organisatorischen und verwaltungstechnischen Fragen weiterzubilden und sie auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Sie werden auch darin bestärkt, ihre Kompetenzen umzusetzen und ihre Chancen erfolgreich zu nutzen.

Der Kooperationsvertrag ermöglicht jetzt Wissenschaftlerinnen in der gesamten Max-Planck-Gesellschaft, am Trainingsprogramm von MuT teilzunehmen. Ingrid Haas, Privatdozentin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Mentorin im Minerva-FemmeNet, nimmt als Koordinatorin von Max-Planck-Seite für das MuT-Projekt Anfragen potenzieller Mentees entgegen. Im Gegenzug bemüht sie sich, für MuT Max-Planck-Direktoren und -Direktorinnen als Mentoren und Mentorinnen zu werben. Der Mentorenkreis setzt sich bei MuT programmgemäß ausschließlich aus etablierten Professorinnen und Professoren zusammen, die das komplette an Universitäten angebotene Fächerspektrum abdecken.

Trotz der Bemühungen um Chancengleichheit in den vergangenen zehn Jahren, trotz hoher beruflicher Qualifikation und Kompetenz, sind Frauen in leitenden Funktionen in der Wissenschaft nach wie vor stark unterrepräsentiert. Dass so viele aufhören in der Wissenschaft zu arbeiten, obwohl die Hälfte der Studienanfänger Frauen seien, gebe zu denken, sagte Rolf Kemler, Geschäftsführender Direktor des gastgebenden Max-Planck-Instituts in Freiburg und freute sich, dass man versuche, mittels konkreter Hilfen für den Nachwuchs diese Verhältnisse zu ändern. Dazu müssten Frauen aber auch selbst umdenken, forderte Angelika Hartmann. Die Abteilungsleiterin für Personal und Recht in der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft rief Wissenschaftlerinnen dazu auf, sich in Netzwerke einzubinden, wie es Männer selbstverständlich täten und Förderung nicht als etwas Anrüchiges anzusehen. Gleichzeitig unterstrich sie die Bemühungen der Max-Planck-Leitung, verstärkt Frauen für die Führungsebene in den Max-Planck-Instituten zu berufen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich 2005 gegenüber dem Bundesforschungsministerium einer Selbstverpflichtung unterworfen, die vorsieht, innerhalb von fünf Jahren die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Postdoktorandinnen sowie der Forschungsgruppenleiterinnen und Direktorinnen um jeweils einen Prozentpunkt jährlich zu steigern. Dies übe einen Druck aus, der spürbar auf allen Leitungsgremien in der Max-Planck-Gesellschaft laste, bekannte Hartmann.

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