Rückblick: Zukunftstag 2016

Rückblick: Zukunftstag 2016

28. April 2016

Berufsorientierung zum Zukunftstag 2016 am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE) im Rahmen der bundesweiten Girls' Day & Boys' Day-Initiative. Am 28.04.2016 standen die Türen des MPI-IE für interessierte Kinder und Jugendliche offen, um die spannende Welt der Molekularbiologie sowie das Berufsfeld einer Forscherin und eines Forschers einzutauchen.

“Und dieses Gewimmel findet die ganze Zeit in euren Zellen statt – auch wenn ihr ganz ruhig seid oder schlaft.” Mit einem Finger zeichnet Tim Lämmermann, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE), auf einem Monitor den Weg eines Mitochondriums nach, das sich in rascher Geschwindigkeit quer durch eine Fresszelle bewegt.

Fünf Jungen und Mädchen im Alter von 12-15 Jahren stehen in einem Mikroskopieraum des MPI-IE vor einem sogenannten Konfokalmikroskop. Mit diesem Gerät ist Tim Lämmermann nicht nur in der Lage, einzelne Schichten von Gewebe oder Zellen abzubilden, sondern auch direkt abzufilmen. Der knapp einminütige Film, den er gerade gemeinsam mit den Schulkindern aufgenommen hat, zeigt, wie dynamisch es in einer Zelle eigentlich zugeht. Er gibt dem Immunbiologen zudem die Möglichkeit zu erläutern, warum eine genaue Analyse des Wanderungsverhalten von Zellen und Zellbestandteilen so wichtig ist.

Girls' Day - Berufsorientierung am MPI

Der gut 45minütige Stopp der Kinder an der Mikroskopie-Station von Tim Lämmermann war aber nur einer von vielen Programmpunkten, Laborbesuchen und praktischen Übungen des Zukunftstags am 28. April 2016 am MPI-IE. Der Zukunftstag war Teil der bundesweiten Girls’ Day und Boys’ Day Initiativen mit über 15 000 Angeboten (knapp 10 000 davon speziell für Mädchen; 6100 richteten sich an Jungen). Die Initiativen zielen darauf ab, Kinder im schulpflichtigen Alter über Ausbildungs- und Studiermöglichkeiten zu informieren, in denen jeweils Männer oder Frauen bisher eher selten vertreten sind. 

Den Zukunftstag am MPI-IE besuchten 21 Jungen und Mädchen von über zehn Realschulen und Gymnasien aus Freiburg und Umgebung. Der oftmals erste Tag für die Kinder an einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut für moderne Biologie bot von 9-16 Uhr ein abwechslungsreiches und umfangreiches Programm. Nach einer kurzen Einführung zur Struktur sowie den Forschungsthemen des MPI-IE im großen Hörsaal kam bereits das erste Highlight des Tages. Die Kinder erlebten ihre erste ,wissenschaftliche‘ Postersession. 

Postersession mit Doktoranden und Postdocs des Instituts

So stellten Doktoranden und Postdocs des Instituts den Teilnehmern des Zukunftstags anhand einer Auswahl von etwas ,leichter verdaulichen‘ wissenschaftlichen Postern die verschiedenen Arbeitsgebiete ihrer Forschungsgruppen vor. Dabei verdeutlichte das Poster des Labors von Rudolf Grosschedl die Entwicklung von B Zellen des Immunsystems mit der Schlacht um ein Märchenschloss. Nichtdestotrotz stellen die Forschungsthemen Schulkinder, die oftmals zum ersten Mal von Chromosomen, Chromatin und DNA hören, doch vor große Herausforderungen. Damit auch der Spaß nicht verloren ging, galt es zu den Erläuterungen der Vortragenden ein kleines Quiz auszufüllen.

DNA selbst extrahieren

Anschließend ging es zum ersten Mal in die Labore. Im Schullabor lernten die Teilnehmer nicht nur, was DNA ist, sondern auch, dass diese sehr leicht aus Zellen extrahiert werden kann. Denn um die DNA aus einer zerkleinerten Erdbeere oder Banane zu lösen, reicht ein simpler Puffer, der aus Haushaltsmitteln zusammengemischt wird. Für die Kinder war es nach eigenem Bekunden erstaunlich, wie leicht dieses beeindruckende Molekül, das so tief und gut verpackt in jedem Lebewesen schlummert, als weiß milchiger Faden sichtbar gemacht werden kann.

Bei den Sequenzern

Mit einem Besuch der Forschungseinheit für Bioinformatik und Tiefensequenzierung ging es weiter. Hier erläuterten Thomas Manke, Leiter der Einheit, und sein Team, wie mit der aus den Zellkernen befreiten DNA nun weiterverfahren wird. Was sind die genauen Arbeitsschritte, wie funktionieren die teuren Sequenzierer und wie überhaupt sieht der Sequenzierungsalltag im Labor aus. „Uns kam es aber nicht nur darauf an, dass handwerkliche und theoretische Wissen den Kindern näher zu bringen“, sagt Thomas Manke, „ich habe ihnen auch verdeutlicht wie einfach und schnell durch die modernen Hochdurchsatzverfahren das komplette Genom eines Menschen analysiert werden kann. Und natürlich auch, dass dabei sensible Daten angehäuft werden, die es zu schützen gilt.“

Nach der Mittagspause stand Karriereplanung auf dem Programm. Sollte man studieren, um an einer großen Forschungseinrichtung zu arbeiten? Muss man eigentlich in Biologie immer eine 1 haben? Nach einer kleinen Vorstellungsrunde halfen Mitarbeiter des Instituts Antworten zu finden auf die Frage, ob die moderne Molekularbiologie mit ihren vielfältigen Forschungsthemen, Aufgabenbereichen und Anforderungen das richtige Berufsziel darstellt. Neben der Gruppenleiterin Angelika Rambold, dem PhD Studenten Martin Becker kamen auch  Auszubildene aus Verwaltung und Wissenschaft zu Wort.

Besuch im Fliegenlabor

Der letzte Programmpunkt des Tages war wieder den Laborbesichtigungen gewidmet. Eine Gruppe besuchte die Fliegen-Einheit und lernte bei den Mitarbeitern alles über die Anatomie und den Lebenszyklus von Drosphila Melanogaster. Auch die eigenständige Beobachtung der Tiere durch das Mikroskop war Bestandteil des Programms. Der Höhepunkt war sicherlich das kleine Geschenk des MPI-IE, denn die Jungen und Mädchen durften – mit Futter ausgestattet – den Drosophila Urtyp von einem Eichstetter Kompost mit nach Hause nehmen. Diese Wildtypfliegen hatte Adelheid Lempradl, Postdoc im Labor von Andrew Pospisilik, noch am Morgen in Eichstett für die Kinder gefangen. Ein zweiter Teil der Gruppe besuchte die Mikroskopie-Einheit des Instituts. Hier wurden nicht nur die verschiedenen Instrumente, die zum Einsatz kommen, um das Verborgene sichtbar zu machen, erläutert. Auch konnten eigene Samples beobachtet werden.

Für die Kinder waren es über sieben Stunden vollgepackt mit Wissenschaft, neuen Erfahrungen und Wissen aber natürlich auch viel Spaß.

MR

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