Neue Karten des Epigenoms
Eine große Sammelveröffentlichung der Forschungsnetzwerke zur Epigenomkartierung DEEP & IHEC in Cell, Cell Press-assoziierten Magazinen und weiteren namhaften Journalen beleuchtet unterschiedliche Aspekte der epigenetischen Steuerung von Zellen und stellt einen bedeuteten Fortschritt für die Epigenomforschung dar. Primäres Ziel der Forschungskonsortien ist die Erstellung hochauflösender Referenzepigenomkarten des Menschen für verschiedenste Zelltypen – sowohl im erkrankten als auch gesunden Zustand – die der Forschung frei zur Verfügung gestellt werden. Auch Freiburger Max Planck Forscher finden sich unter den Projektpartnern.
Unser Körper besteht aus einer Vielzahl verschiedener Zellentypen und Gewebearten, obwohl in allen eigentlich das gleiche Erbgut zu finden ist. Verantwortlich für diese Vielfalt ist das sogenannte Epigenom. Dabei handelt es sich molekulare Regulationsmechanismen, die je nach Gewebe und Funktion bestimmen, welche Gene abgelesen werden und welche stumm sind.
Das Deutsche Epigenom Programm (DEEP) ist ein interdisziplinäres Netzwerk biomedizinischer Forschungsgruppen führenden Universitäten, Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft und weitere Partner, das es sich seit 2012 zur Aufgabe gemacht hat, die Epigenome von über 70 verschiedenen Zell- und Gewebetypen in gesunden aber auch erkrankten Zuständen zu kartieren. Diese Daten über die epigenetische Regulierung bzw. Fehlregulierung von Zellen sollen dabei helfen Erkrankungen wie Adipositas, Krebs und Autoimmunerkrankungen besser zu verstehen. Die Karten werden in offenen Datenbanken zugänglich gemacht und sollen als Referenz für zukünftige Forschungen dienen. DEEP stellt damit Deutschlands Beitrag zum International Human Epigenomic Consortium (IHEC) dar, das die Kartierung von über 1000 Epigenomen auf internationaler Ebene koordiniert.
Teil des DEEP-Netzwerks sind auch die Forschungsgruppen von Thomas Jenuwein (Projekt Genomweite Histonmodifikationskarten) und Andrew Pospisilik (Projekt Zeitgesteuerte epigenetische Variationen bzgl. Heterochromatin, stochastischer Fettleibigkeit und Metabolismus) des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg. Ebenso leisteten die Forschungseinheiten für Bioinformatik und Deep Sequenzing des Instituts einen wichtigen Beitrag zum gesamten DEEP-Projekt, indem sie sich als eines von sechs Analysezentren in Deutschland an der Datengenerierung beteiligten. Ausgehend von den durch die Projektpartner entnommenen Gewebeproben erzeugten sie ChIP-Seq-Daten und Referenzepigenome. Dafür etablierten die Teams am MPI-IE nicht nur neue Sequenzierungsabläufe, sondern entwickelten auch optimierte Protokolle und Programme (deeptools und NEXSON), mit denen die Forscher deutschlandweit die epigenomischen Daten anschließend visualisieren und auswerten konnten.
Jetzt haben die Wissenschaftler des IHEC Erträge der Kartierungsbemühungen zusammengetragen und eine umfangreiche Sammlung von 41 Artikel in renommierten internationalen Journalen veröffentlicht. Darunter befinden sich auch Publikationen des DEEP-Netzwerks, die unter Mitwirkung von Forschern des MPI-IE entstanden sind. Sie generierten die epigenetischen Daten, die Ausgangspunkt für Kartierung und die Untersuchungen bildeten. Die Veröffentlichungen beleuchten unterschiedliche Aspekte epigenetischer Steuerung in Zellen des Menschen. Dabei setzt sich eine Reihe der Publikationen mit den epigenetischen Grundlagen für die Entwicklung von gesunden und kranken Zellen auseinander, während weitere Artikel der Methodenentwicklung zur Generierung und Auswertung epigenomischer Daten gewidmet sind.
Die vollständige Sammlung der IHEC-Publikationen ist abrufbar über: http://www.cell.com/consortium/IHEC. Weitere Informationen zu den Veröffentlichung finden sich in den offiziellen Pressemitteilungen von IHEC (englisch) und dem DEEP-Konsortium.