Nina Cabezas-Wallscheid erhält ERC Grant

Max Planck Gruppenleiterin Nina Cabezas-Wallscheid erhält einen der begehrten ERC Starting Grants, um Blutstammzellen zu erforschen

22. September 2017
Blutstammzellen, sogenannte hämatopoetische Stammzellen (HSZ), sind wichtig für die lebenslange Produktion von Blutzellen. Bestimmte biochemische Signale halten einige HSZ in einem Ruhezustand, um sie vor Verschleiß zu schützen und langfristig ihr Potential zur Blutbildung zu bewahren. Als Reaktion auf Stresssituationen wie Blutverlust oder Infektionen werden diese ruhenden HSZ jedoch aktiviert, um möglichst schnell das Blutsystem wieder aufzufüllen. Nina Cabezas-Wallscheid, Gruppenleiterin am Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik, erforscht diesen „Schlaf“ der Blutstammzellen. Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat die Wissenschaftlerin nun mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet, um diese Forschung in den nächsten fünf Jahren weiter voranzubringen. Sie und ihr Team wollen verstehen, wie Vitamin A den Schlaf der Blutstammzellen beeinflusst. Mit den Ergebnissen hoffen die Forscher Therapien für menschliche Krankheiten wie Krebs verbessern zu können.

Täglich sterben in unserem Körper Millionen von Blutzellen und müssen durch neue und frische ersetzt werden. Dies wird durch das blutbildene System im Knochenmark in einem Prozess namens Hämatopoese sichergestellt. Zentrale Akteure sind dabei die Blutstammzellen, sogenannte hämatopoetische Stammzellen (HSZ). Die Forscher wissen, dass die potentesten unter ihnen von unserem Körper unter normalen Bedingungen in einem Ruhezustand gehalten werden. Während dieser Ruhephase teilen sie sich nicht und verbrauchen nur sehr wenig Energie. Allerdings werden sie bei Gefahren für den Körper wie Entzündungen, Blutverlust oder Chemotherapie aktiviert. Die aus dem Schlaf gerissenen Zellen und beginnen unverzüglich mit der Zellteilung, um neue Blutzellen zu produzieren oder beschädigtes Gewebe zu reparieren.

„Der Ruhezustand ist für hämatopoetische Stammzellen sehr wichtig. Es funktioniert wie eine Art Sicherungssystem. Denn er verhindert, dass die Zellen DNA-Schäden anhäufen, die zu Leukämie führen”, erklärt die Neu-Freiburgerin Cabezas-Wallscheid, die seit Mai 2017 als Gruppenleiterin am dortigen Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik forscht. Zurvor arbeitete sie als Post-Doc am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin (HI-STEM) im Labor von Prof. Andreas Trumpp. Dort gelang es ihnen nachzuweisen, dass Retinolsäure, ein Vitamin A-Metabolit, eine entscheidende Rolle für den Schlaf der Stammzellen spielt. Der Stoff, den der Körper nicht selbst produzieren kann, schützt die Fähigkeit aktiver Stammzellen wieder in den Ruhezustand zurückzukehren.

Um diese Mechanismen genauer zu ergründen, erhielt Nina Cabezas-Wallscheid nun eines der prestigeträchtigen Starting Grants des European Research Council (ERC). In den nächsten fünf Jahren will das geförderte Projekt mit dem Titel “Regulation of Single Hematopoietic Stem Cells by Intake of Vitamin A” weiter aufzuklären, welche Signalwege und biochemische Reize den Schlaf der Blutstammzellen anregen oder auch stören. Das Forschungsprojekt hat auch zum Ziel zu ergründen, inwieweit die Ergebnisse in gezielten Therapien für menschliche Krankheiten wie Krebs Anwendung finden können.

ERC Starting Grants

Mit den begehrten ERC Starting Grants, die einmal im Jahr vergeben werden, würdigt und unterstützt die Europäische Union Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die bereits mit exzellenten Leistungen auf sich aufmerksam machen konnten. Die Auszeichnung wird durch den European Research Council (ERC) an herausragende junge Wissenschaftler aus aller Welt vergeben, die an einer europäischen Forschungsinstitution arbeiten und deren Promotion zwei bis etwa sieben Jahre zurückliegt. Für die Auschreibung des Jahres 2017 bewahren sich 3085 Projekte, von denen 406 europaweit unterstützt werden (Erfolgsquote: 13%). Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) war in dieser vierten Zuwendungsrunde erneut die erfolgreichste Institution in Deutschland. 17 ERC Starting Grants gingen an Wissenschaftler der MPG. Sie erhalten jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren für ihre Forschungsprojekte. 

Die ERC-Förderung für Nina Cabezas-Wallscheid unterstreicht auch in diesem Jahr den Status des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik, Freiburg als wichtigen Standort europäischer Spitzenforschung. Es ist nach vier ERC Starting Grants für Robert Schneider in 2007, Andrew Pospisilik in 2011, Patrick Heun in 2012 sowie Tim Lämmermann in 2016, einem ERC Consolidator Grant für Andrew Pospisilik in 2015 und zwei ERC Advanced Grants für Thomas Boehm (2012) und Michael Reth (2012) bereits die achte Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats für Wissenschaftler des Instituts.

Biographie

Dr. Nina Cabezas-Wallscheid, geboren 1982, studierte Biotechnologie (M.Sc.) an der Autonomen Universität Barcelona, Spanien und der Universität Parma in Italien. Sie promovierte bei Dr. Ernesto Bockamp mit einer Studie zu AML1-ETO – einem Subtyp der akuten myeloischen Leukämie (AML) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (2006-2010). Dabei zeigte sie basierend auf einem neuartigen Mausmodell die Entwicklung der Transkriptionslandschaften und die Etablierung von Krebs-Stammzellenhierarchien. Während ihres Doktorats war sie auch als Gastwissenschaftlerin am Harvard Stem Cell Institute in Boston, USA im Labor von Prof. David Scadden tätig.

Von 2011 bis 2017 war Nina Cabezas-Wallscheid Post-Doc in der Abteilung „Stammzellen und Krebs“ (Prof. Andreas Trumpp) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Hier konzentrierten sich ihre Forschungen auf die Identifizierung von Regulierungsnetzwerken in adulten HSZ sowie multipotenten Stammzell-Kompartments und auf die Untersuchung der Mechanismen, die den Ruhezustand von HSZ aufrechterhalten.

Seit Mai 2017 ist Nina Cabezas-Wallscheid Forschungsgruppenleiterin in der Abteilung „Zelluläre und Molekulare Immunologie“ von Prof. Rudolf Grosschedl am MPI-IE Freiburg.

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