Forschung höchstpersönlich
Viermal im Jahr präsentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des MPI-IE ihre Forschung Gästen und nicht-wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Instituts. Die Vorträge betten die Forschung der Labore in einen größeren Rahmen ein und geben teilweise recht persönliche Einblicke zu wissenschaftlichen Themen, Fragen und dem Forschungsalltag am Institut. Die Vorträge werden in deutscher Sprache gehalten gehalten und finden jeweils mittwochs von 11-12 Uhr statt.
Auch 2025 präsentieren wir ein erstklassiges Line-Up spannender Themen und Expert:innen:
- Valérie Hilgers erforscht mit der Fruchtfliege als Modellorganismus, wie RNA-Prozesse die Entwicklung und Funktion von Nervenzellen steuern.
- Next Generation Sequencing ermöglicht die parallele Sequenzierung einer großen Menge an RNA- oder DNA-Molekülen. Während dies die Analysezeit drastisch verkürzt, stellt die wachsende Datenmenge hohe Anforderungen an Auswertung und Interpretation. Thomas Manke und Ulrike Bönisch geben Einblicke in aktuelle Methoden, ihre Grenzen und Anwendungen in der Forschung.
- Valentin Flury untersucht die Regulationsmechanismen, die den epigenetischen Zustand des Chromatins während des Zellzyklus stabil halten.
Freuen Sie sich auf spannende Einblicke in wegweisende Forschungsbereiche!
Kommende Vorträge der Reihe
Was Sie erwartet
Einige Vorträge von Forschung höchstpersönlich wurden aufgezeichnet. Gewinnen Sie einen Eindruck, was sie erwartet.
Forschung Höchstpersönlich – Tim Lämmermann
Bisherige Vorträge der Reihe
2024
Thomas Boehm
26 Jahre und 94 Tage: Und immer noch nicht genug
Der Mediziner Thomas Boehm, seit 1998 Direktor am MPI, und sein Team widmen sich der Erforschung der genetischen Grundlagen sowie der Entwicklung des Immunsystems im Laufe der Evolution. Unvergessen für uns Laien sind sicherlich so spannende und zum Teil kuriose Themen wie die Entschlüsselung der Duftbotschaft der Immungene in verschiedenen Spezies, die Rolle von Haifischgenomen für das Verständnis des Immunsystems und zuletzt das merkwürdige Paarungsverhalten von Tiefseeanglerfischen. Hinter diesen Geschichten verbergen sich jeweils wegweisende Entdeckungen, die die Immunbiologie in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst haben. Sein Ansatz die Bauprinzipien von Immunsystemen in verschiedenen Tiergruppen vergleichend zu untersuchen, führte so zur Entdeckung eines zentralen Regulators im Thymus, der die Entwicklung der T-Zellen steuert. Thomas Boehm konnte aufzeigen, wie sich die genetische Steuerung der T-Zell-Entwicklung über die Evolution hinweg veränderte. Es gelang auch einen unerwarteten Mechanismus aufzuspüren, der bei Tieren die Erkennung von Selbst und Nicht-Selbst durch das Immunsystem mit der Steuerung der Partnerwahl durch den Geruchssinn verknüpft. Die Anglerfische, mit ihrem ungewöhnlichen Paarungsverhalten und als Wirbeltiere ohne erworbene Immunität, illustrieren eine neueste Entdeckung, die ein zentrales Dogma der Immunologie herausfordert.
Thomas Jenuwein
Wir sind mehr als die Summe unsere Gene. Ein persönlicher Rückblick
Der Biologe Prof. Dr. Thomas Jenunwein ist Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg seit 2008. Er gehört zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Epigenetik. Thomas Jenuwein identifizierte die erste Histone-Lysin-Methyltransferase und definierte einen biochemischen Pfad für die Entstehung und Verbreitung von Heterochromatin. Diese bahnbrechenden Erkenntnisse waren bedeutsam für die Forschung im Bereich Chromatin und Epigenetik. Diese Erkenntnisse ermöglichten ein tieferes Verständnis der Genregulation, der Differenzierung von Zelltypen und der Zellreprogrammierung. Seine Entdeckungen legten auch den Grundstein für neue Therapieansätze bei menschlichen Krankheiten, wie beispielsweise Krebs. Zudem lieferten sie mechanistische Einblicke, wie die Genregulation auf Umweltveränderungen reagieren kann. Kurz gesagt, seine Arbeit war zentral für die Erkenntnis, dass "wir mehr sind als die Summe unserer Gene".
Simon Stitzinger (Cissé Lab)
Transkription in Superauflösung. Proteinen beim Abschreiben der Gene zuschauen
Jede Zelle in unserem Körper enthält einen etwa 2 Meter langen DNA-Faden von nur 2 Nanometer (zwei Billionstel Meter!) Durchmesser. Das DNA-Molekül dient als Informationsspeicher. Verschiedene Proteine, die man sich als winzige molekulare Maschinen in unseren Zellen vorstellen kann, sind notwendig, um diese in der DNA gespeicherten Informationen zu lesen und in Boten-RNA umzuschreiben. Um diesen Prozess sichtbar zu machen, werden extrem hochauflösende Mikroskopie-Techniken benötigt. Gewöhnliche Lichtmikroskope können durch die Beugung des Lichts nur bis zu einer Auflösung von etwa 200 Nanometern Details erkennen. Super-Resolution Mikroskopie (SRM) kann diese Grenze überwinden und ermöglicht es, Details weit unterhalb dieser Schwelle sichtbar zu machen. Die Abteilung für Biologische Physik am MPI-IE erforscht genau mit diesen Technologien das komplexe und kooperative Zusammenspiel von Biomolekülen in lebenden Zellen. Das Team um Ibrahim Cissé will herausfinden, welche molekularen Prozesse bei der Aktivierung von Genen ablaufen und wie diese funktionieren – und dies auf einer Skala von nur wenigen Nanometern. Im Vortrag „Transkription in Superauflösung: Wie wir Proteinen beim Abschreiben der Gene zuschauen“ werden Ibrahim Cissé und Simon Stitzinger (IMPRS-Doktorand) beschreiben, wie diese hochentwickelte Mikroskopie funktioniert, wie sie diese Technik nutzen, um ins Innere von Zellkernen einzutauchen und was eigentlich passiert, wenn Gene aktiviert werden.
Jasmin Rettkowski & Julian Mess (Cabezas-Wallscheid Lab)
Von der Küche ins Labor. Essen als Einflussfaktor auf Stammzellen
Unser Körper produziert täglich Milliarden Blutzellen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei hämatopoetische Stammzellen (HSZ) im Knochenmark, die insbesondere unter Stress aktiviert werden. Doch mit zunehmendem Alter nimmt ihre Fähigkeit zur Blutzellbildung ab. In diesem Vortrag erläutern Nina Cabezas-Wallscheid und ihr Team, wie Nahrungsbestandteile wie Vitamine, Koffein oder Genistein die Stammzellen und somit die Blutbildung beeinflussen. In etwa 45 Minuten erklärt das Team von Nina Cabezas-Wallscheid, wie es diese Themen am MPI erforscht und erläutert, wie Ernährung zur gesunden Alterung der Stammzellen beitragen könnte.
2018
Dr. Jörg Büscher
„Metabolomics: Tracing the biochemical fingerprint of the metabolism.“
Zellen nehmen Nährstoffe auf und verarbeiten diese in einem Netzwerk biochemischer Reaktionen, um Zellbausteine oder Energie zu generieren. Die Gesamtheit aller kleinen am Zellstoffwechsel beteiligte Moleküle, wie etwa Aminosäuren, Zucker oder Vitamine, wird Metabolom genannt. Das Metabolom stellt eine Art Lagebericht über den physiologischen Zustand der Zelle dar und bildet auch die Grundlage der Kommunikation zwischen biochemischen Einheiten von Zellen, Geweben sowie der Umwelt. Entsprechend hat das Studium dieser Stoffwechselprodukte heute große Bedeutung für Forschung und Medizin. In seinem Vortrag „Metabolomik: Dem biochemischen Fingerabdruck des Stoffwechsels auf der Spur.“ erläutert Jörg Büscher, Leiter der Einheit für Metabolomik, mit welchen Methoden und Techniken er am MPI-IE den „chemischen Fingerabdruck“ des Zellstoffwechsels detektiert und analysiert. Aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit und Konzentrationen der chemischen Verbindungen ergeben sich große Anforderungen an Probenaufbereitung, Analyse und Datenverarbeitung. Wie es gelingt mithilfe von Chromatographie und Massenspektrometrie dem Stoffwechsel von Menschen, Zellen und Gummibärchen auf die Spur zu kommen, erfahren Sie am 14.03.2018 um 11 Uhr im Hörsaal des Instituts.
Dr. Inke Krupka-Dyachenko
„Tierschutz mit 4R: Gesetz und Umsetzung in der Grundlagenforschung.“
Das 3R-Prinzip hat zum Ziel Tierversuche in der Forschung auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. So sollen Tierversuche möglichst vermieden (Replacement) und die Zahl der Tiere (Reduction) und ihr Leiden (Refinement) in Versuchen auf das unerlässliche Maß beschränkt werden. Durch die Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU, dessen vierter Artikel die Mitgliedstaaten auf den "Grundsatz der Vermeidung, Verminderung und Verbesserung" festlegt, hat das 3R-Prinzip Eingang in die Gesetzgebung vieler EU-Staaten gefunden und findet sich seitdem auch im novellierten Tierschutzgesetz und der Tierschutz-Versuchstierverordnung des deutschen Rechts wieder. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hat sich 2016 zusätzlich zu einem vierter R verpflichtet. Es steht für „Responsibility“ oder Verantwortung und bündelt eine Reihe von Maßnahmen innerhalb der MPG. In ihrem Vortrag wird Inke Krupa-Dyachenko über die Verankerung des 3R-Prinzips im Gesetz referieren und welche Folgen dies für die konkrete tierexperimentelle Praxis besitzt. Darüber hinaus erläutert der Vortrag, wie die Max-Planck-Gesellschaft mit dem vierten R den Tierschutz an ihren Instituten weiter fördern will.
2017
Valérie Hilgers
„Von Fliegenhirnen und Botenmolekülen. Wie wir mit Fruchtfliegen Nervenzellen erforschen.“
Valérie Hilgers ist seit Oktober 2016 Gruppenleiterin am MPI-IE. Sie und ihre Forschungsgruppe arbeiten im Feld der RNA-Biologie und erforschen an der Fruchtfliege, wie RNA-Prozesse die Entwicklung und Funktionen von Nervenzellen beeinflussen. Ein Schwerpunkt ist dabei die sogenannte Boten-RNA, die bei der Umsetzung von genetischer Information zu Proteinen als Informationsüberträger fungiert. Es ist bekannt, dass bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen, wie etwa Epilepsie oder Autismus, die ursächlichen Fehlregulierungen von Genen im Gehirn mit der RNA-Verarbeitung in Verbindung stehen. In ihrem Vortrag „Von Fliegenhirnen und Botenmolekülen. Wie wir mit Fruchtfliegen Nervenzellen erforschen.“ wird Valérie Hilgers nicht nur die Fruchtfliege als Modellorganismus für die Neurobiologie vorstellen, sondern auch einen Einblick in ihr Forschungsfeld der RNA-Biologie gewähren, das für die Steuerung und Funktion von Zellen so bedeutsam ist.
Polychronis Fatouros (Labor Pichler)
„CRISPR. Wie wir mit dem Immunsystem von Bakterien das Erbgut von Zellen und Organismen verändern.“
„Flinke Gen-Schere“, „Das kleinste Skalpell der Welt“ oder „das Schweizer Taschenmesser der Gentechnik“ sind nur einige der zahlreichen Bilder, die die neue Methode mit dem fast unaussprechlichen Namen CRISPR-Cas9 beschreiben sollen. Das molekulare Werkzeug CRISPR-Cas9, um DNA zu schneiden und veränderte Gene in das Erbgut einzusetzen, ist seit einigen Jahren die große Hoffnung der Medizin für neue Therapien gegen Aids, Krebs und verschiedene Erbkrankheiten. Aber auch in der Grundlagenforschung hat CRISPR-Cas9 die Experimente revolutioniert. Polychronis Fatouros, Post-Doc im Labor von Andrea Pichler, stellt in seinem Vortrag „CRISPR. Wie wir mit dem Immunsystem von Bakterien das Erbgut von Zellen und Organismen verändern.“ die grundsätzliche Funktionsweise der Gen-Schere vor und beschreibt, welche Faktoren exakt aufeinander abgestimmt werden müssen, damit das sogenannte Genome-Editing funktioniert. Darüber hinaus erläutert der Vortrag auch, wie CRISPR-Cas9 in Forschungsprojekten an unserem Institut zum Einsatz kommt.
Benoît Kanzler
„Von Mäusen, Menschen und Mausmodellen.“
Seit Jahrhunderten ist das Erbgut von Tieren durch Zucht verändert worden. Durch die Entdeckung der DNA sowie durch die Entwicklung verschiedener Techniken zur Genmodifikation wie der DNA Mikroinjektion oder der Kultivierung und Mutagenese von embryonalen Stammzellen sind Forscher jedoch heute in der Lage, direkt in das Erbgut einzugreifen und gezielt Merkmale von Organismen zu verändern. Dadurch wurde es nicht nur möglich, bestimmte Gene, beispielsweise in der Maus, auszuschalten, sondern auch neue Gene in das Genom einzubauen. Benoît Kanzler, Leiter unserer Forschungseinheit für Transgene Mäuse, beschreibt in seinem Vortrag „Von Mäusen, Menschen und Mausmodellen.“ mit welchen Techniken und Methoden er und sein Team Forscherinnen und Forscher unseres Instituts bei der Herstellung von genetisch veränderten (transgenen) Mauslinien unterstützt. Dazu wirft er nicht nur einen Blick auf die Entstehungsgeschichte und den Ablauf transgener Techniken, sondern erläutert auch die wichtige Bedeutung genetisch veränderter Mäuse (z.B. als Modellsystem für die Erforschung menschlicher Erkrankungen) in der Grundlagenforschung.
Nina Cabezas-Wallscheid
„Vitamine und Stammzellen. Der Einfluss von Vitamin A auf unsere Blutstammzellen.”
Vor über 100 Jahren wurde das Vitamin A entdeckt, dem bekanntermaßen für den Stoffwechsel, für den Sehvorgang und viele weitere Körperfunktionen eine große Bedeutung beigemessen wird. Nina Cabezas-Wallscheid, die ab Mai 2017 neue Gruppenleiterin in der Abteilung Grosschedl sein wird, forscht mit ihrem Labor an Blutstammzellen, die der Ausgangspunkt für die gesamte Zellneubildung des Blutes und des Immunsystems sind. Dabei interessiert das Team vor allem, welche Mechanismen und Signale die Blutproduktion anregen bzw. aktive Blutstammzellen in den Ruhezustand versetzen. Retinolsäure, also Vitamin A, und somit entsprechende Ernährungsgewohnheiten scheinen hierbei wichtigen Einfluss auf die Blutstammzellen zu haben. Warum es also Sinn macht, ab und an Karotten oder Leber zu essen und welche Bedeutung dies für den Kampf gegen Leukämie (Blutkrebs) haben könnte, erläutert Nina Cabezas-Wallscheid in ihrem Vortrag „Vitamine und Stammzellen. Der Einfluss von Vitamin A auf unsere Blutstammzellen“.
2016
Gerhard Mittler
Massenspektrometrie. Was das Wiegen von Eiweißen über unserer Zellen verrät.
Dominic Grün
Zellen würfeln nicht? Wie Zellen zu ihrer Identität finden.
Angelika Rambold
Organellen-Netzwerke. Wie sich die Organe unserer Zellen aufeinander abstimmen.
Eirini Trompouki & Pia Theißen
Blutige Signalwege. Wie aus Stammzellen unser Blut entsteht.
2015
Tim Lämmermann
Infektion und Entzündung: Wie Immunzellen ihren Weg zur Wunde finden
Ulrike Bönisch/Thomas Manke
Tiefensequenzierung: Wie wir die Geheimnisse unseres Erbguts entschlüsseln
Andreas Würch
FACS: Wie wir das Immunsystem sortieren
Barbara Hummel/Ritwick Sawarkar
Chromatin: Wie Stress auf unsere Gene wirkt
2014
Ana Izcue
Waffenkontrolle im Darm. Wie fehlgesteuerte Immunantworten vermieden werden
Claudia Keller
Rätselhafte X-Chromosomen: Was wir von Fruchtfliegen lernen können
Thomas Jenuwein
Epigenetik: Wie die Umwelt unsere Gene steuert
Marc Rosenbaum
Antikörperlieferant dank ‚Navi’: Schritt für Schritt zur funktionierenden B-Zelle
2013
Patrick Heun
Zentromere – von der Fruchtfliege zur Gentherapie
Klaus Gossens (Labor Pospisilik)
Epigenetik und Komplexe Krankheiten
Mathias Droescher (Labor Pichler)
Ringen mit SUMO
Thomas Wossning (Abteilung Reth)
Impfung, Immunantwort und Antikörper. Wieso? Weshalb? Warum?
2012
Thomas Boehm
Wie das Immunsystem Eigen und Fremd unterscheidet
Marina A. Freudenberg
Bakterielles Endotoxin: Freund oder Feind
Rolf Kemler
Was sind Stammzellen? (Und wofür sind sie gut)