Otto-Hahn-Medaillen für Maria Samata & Fides Zenk

Zwei Forscherinnen des MPI für Immunbiologie und Epigenetik erhalten begehrte Nachwuchspreise der Max-Planck-Gesellschaft

22. Juni 2021

Fides Zenk und Maria Samata vom MPI für Immunbiologie und Epigenetik erhalten jeweils die renommierte Otto-Hahn-Medaille 2020 der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Mit dem Preis werden jedes Jahr die 30 besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in der MPG für ihre herausragenden Promotionsarbeiten geehrt. Nur ganz wenige Preisträgerinnen oder Preisträger eines Jahrgangs erhalten dabei zusätzlich die Chance auf den Otto-Hahn-Award, der mit der Leitung eines eigenen Forschungsprojekts an einem Max-Planck-Institut nach Wahl verbunden ist. Diese Ehre wird in diesem Jahr Maria Samata zuteil. Sie erhält zusätzlich den Otto-Hahn-Award 2020.

Promovierende und Postdocs stellen die mit Abstand größte Gruppe von Wissenschaftler:innen in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) dar. Mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität prägen sie den Erfolg von Forschungsgruppen, Instituten und der MPG als Ganzes. Mit der Otto-Hahn-Medaille zeichnet die MPG daher jedes Jahr ihre besten Promovierenden mit herausragenden wissenschaftlichen Leistungen aus. Die Auszeichnung soll besonders begabte Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Hochschul- oder Forschungskarriere motivieren. In diesem Jahr erhalten zwei Mitglieder des MPI für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE) jeweils eine der begehrten Otto-Hahn-Medaillen.

Epigenetik zwischen den Generationen

Die erste Otto-Hahn-Medaille wird an Fides Zenk verliehen, die im Labor von Nicola Iovino promoviert hat. Sie erhält die Auszeichnung für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur epigenetischen Regulation der frühen Embryonalentwicklung in der Fruchtfliege Drosophila. Während ihrer Promotion untersuchte Fides grundlegende epigenetische Mechanismen, die eine wichtige Rolle dabei spielen, wie die DNA im Zellkern verpackt ist und wie Gene an- und abgeschaltet werden.

Seit langem wird diskutiert, ob epigenetische Modifikationen die Grenze zwischen den Generationen überschreiten und wie sie genetische Programme in den Nachkommen instruieren können. „In meiner Promotionsarbeit habe ich mich mit zwei wesentlichen epigenetischen Prozessen beschäftigt, die die Embryonalentwicklung steuern. Ich konnte zum einen zeigen, dass eine epigenetische Modifikation, die durch die mütterliche Keimbahn auf den Nachwuchs übertragen wird, einen fein abgestimmten Mechanismus steuert, der für die Genomaktivierung während der frühen Embryogenese erforderlich ist. Außerdem konnte ich zeigen, dass ein epigenetischer Faktor an der Steuerung und Regulierung der Verpackung der DNA im Zellkern beteiligt ist, ebenfalls im frühen Embryo“, sagt Fides Zenk.

Molekulares Gedächtnis für die Genaktivierung in der Zygote

Fruchtfliegen sind ein ausgezeichneter Modellorganismus, um epigenetische Prozesse zu untersuchen und zu verstehen. Auch die zweite Preisträgerin des MPI-IE arbeitete neben Mäusen mit der Fruchtfliege Drosophila. Mit den Modellorganismen erforschte sie die von der Mutter stammende Histon-Modifikation H4K16ac. Diese liefert essentielle Instruktionen für die bevorstehende erstmalige Genaktivierung sowohl in Fliegen als auch in Mäusen. Für Erkenntnisse rund um diese tief in das Epigenom kodierte Gebrauchsanweisung für das entstehende Leben erhält auch Maria Samata eine Otto-Hahn-Medaille 2020.

Die Forschungsarbeit, die unter der Leitung von Max-Planck-Direktorin Asifa Akhtar entstand, lieferte erstaunliche Einblicke in die epigenetische Markierung H4K16ac, die bisher ausschließlich mit der Aktivierung von Genen in Verbindung gebracht wurde. „Ich konnte H4K16ac jedoch in der Eizelle und später im jungen Embryo in einem Zeitfenster nachweisen, in dem die Gene noch nicht exprimiert werden“, erklärt Maria Samata. Ausgehend von dieser widersprüchlichen und faszinierenden Beobachtung gelang es Maria zu zeigen, dass H4K16ac nicht nur zwischen den Generationen erhalten bleibt, sondern darüber hinaus wichtige DNA-Regionen vor Beginn ihrer Genaktivierung markiert – damit hat das Molekül eine unverzichtbare instruierende Rolle in frühen Entwicklungsstadien.

Zusätzlich zur Otto-Hahn-Medaille wird Maria Samata auch mit dem Otto-Hahn-Award ausgezeichnet, den die MPG an besonders verdiente Preisträgerinnen und Preisträgern der Otto-Hahn-Medaillen verleiht. Damit erhält Maria Samata als ein von nur zwei Preisträger:innen in diesem Jahr die seltene Möglichkeit, nun eine eigene Forschungsgruppe an einem Max-Planck-Institut ihrer Wahl aufbauen. „Das war wirklich unerwartet, dass ich Medaille und obendrein den Award erhalten habe. Ich fühle mich geehrt und bin unglaublich dankbar, dass meine Doktorarbeit von der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet wurde“, sagt Maria Samata.

Die Verleihung der Otto-Hahn-Medaillen und des Otto-Hahn-Awards findet aktuell im Rahmen der Digitalen Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft 2021.

Wir gratulieren Fides und Maria herzlich zu diesen Auszeichnungen!

Über die Preisträgerinnen

Fides Zenk

Vor ihrer Doktorarbeit an der International Max Planck Research School for Molecular and Cellular Biology Freiburg (IMPRS-MCB) im Labor von Nicola Iovino absolvierte Fides erfolgreich ein Bachelor- und Masterstudium in Biologie an der Universität Kassel. Aktuell ist sie Postdoktorandin im Labor von Barbara Treutlein an der ETH Zürich (Schweiz). Im Jahr 2020 erhielt Fides den Elisabeth-Gateff-Preis der Deutschen Gesellschaft für Genetik.

Maria Samata

Maria erwarb einen Bachelor-Abschluss in Biologie an der Universität Kreta (Griechenland), wo sie auch ihren Master-Abschluss im Fach Entwicklungsbiologie absolvierte. Von 2015-2019 promovierte sie an der International Max Planck Research School for Molecular and Cellular Biology in Freiburg (IMPRS-MCB) in der Abteilung für Chromatinregulation unter der Leitung von Asifa Akhtar. Aktuell arbeitet Maria als Postdoktorandin am MPI in Freiburg

Otto-Hahn-Medaille

Mit der Otto-Hahn-Medaillen ehrt die Max-Planck-Gesellschaft in jedem Jahr bis zu 30 Nachwuchswissenschaftler:innen für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert und soll besonders begabte Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer zukünftigen Hochschul- oder Forschungskarriere motivieren. Die renommierte Auszeichnung ist nach dem deutschen Chemiker und Nobelpreisträger Otto Hahn benannt, der von 1948 bis 1960 Präsident der MPG war. Seit 1978 hat die MPG so mehr als 1000 Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.

Otto Hahn Award

Nur wenige Empfänger:innen der Otto-Hahn-Medaillen erhalten jedes Jahr den Otto-Hahn-Award von der Max-Planck-Gesellschaft und somit die Möglichkeik im Anschluss an einen Auslandsaufenthalt eine kleine Forschungsgruppe (früher Otto-Hahn-Gruppen) an einem Max-Planck-Institut ihrer Wahl zu leiten. Sie dürfen sich ein Max-Planck-Institut aussuchen und dort ein eigenes Forschungsprojekt verfolgen. Die Auszeichnung soll den Weg für eine längerfristige Wissenschaftskarriere in Deutschland ebnen.

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