Fruchtfliege

Grundlegende Lebensfunktionen und auch der Aufbau des Erbguts sind im gesamten Tierreich sehr ähnlich. Daher können für einige wissenschaftliche Fragestellungen wirbellose Tiere verwendet werden. Laut Tierschutzgesetz gelten Versuche an wirbellosen Tieren wie der Fruchtfliege Drosophila Melanogaster nicht als Tierversuch. Sie stellen deswegen eine wichtige Alternativ- und Ergänzungsmethode in der Biomedizin dar und werden in der Grundlagenforschung regelmäßig eingesetzt.

 

Warum Drosophila? | Interaktiver Besuch im Fliegenlabor | Fliegenforschung am Institut

 

Viele Gene und Abläufe sind bei Fliege und Mensch prinzipiell gleich: 60% der Drosophila-Erbsubstanz findet sich auch beim Menschen und von 289 Genen, die Krankheiten beim Menschen verursachen können, existieren 177 entsprechende Varianten auch bei der Fliege 1. Durch diese Ähnlichkeit mit dem Menschen ist die Fruchtfliege ein wichtiger Modellorganismus, um die genetische Steuerung elementarer Lebensabläufe zu untersuchen. Dadurch kann mithilfe der relativ einfach aufgebauten Insekten auch auf manche Experimente mit höher organisierten Organismen wie zum Beispiel Wirbeltiere verzichtet werden.

Studien an unserem Institut, die verstärkt auf die Fruchtfliege als Modellorganismus setzen, widmen sich der Erforschung von molekularbiologischen, genetischen und epigenetischen Mechanismen, die die Entwicklung und Funktionen von Nervenzellen beeinflussen, die Zelldifferenzierung während der Embryonalentwicklung regulieren oder auch die Expression sogenannter „Haushaltsgene“ steuern.

Darüberhinaus arbeiten Forscherinnen und Forscher des Instituts auch mit Fliegen, um mehr über die genetischen Netzwerke und epigenetischen Regulatoren zu erfahren, die bei komplexen Erkrankungen, wie etwa Krebs, Diabetes oder Übergewicht von zentraler Bedeutung sind.

Drosophila melanogaster, wie die Fruchtfliege in Laboren weltweit genannt wird, gehört nämlich zu den am besten erforschten Organismen in der Biologie und war maßgeblich für viele bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Genetik und Entwicklungsbiologie. Auch bedeutende Erkenntnisse der modernen Medizin basieren auf Grundlagen, die durch die Fliegenforschung gelegt wurden. Mithilfe von Studien in Drosophila melanogaster wurde bisher nicht nur die Chromosomentheorie der Vererbung entwickelt (Nobelpreis an Thomas H. Morgan 1933), sondern fünf weitere Nobelpreise gingen an Forscher:innen, die ihre Entdeckungen mithilfe der Fruchtfliege gemacht haben – etwa zuletzt der Nobelpreis 2017 für Entdeckung der molekularen Mechanismen zur Steuerung der biologischen Uhr. Heute spielt die Fliege auch in Altersforschung und bei der Grundlagenforschung zu Demenzerkrankungen eine immer wichtigere Rolle.

Lesen Sie mehr über die Fruchtfliege als Modellorganismus in der biologischen Forschung auf den Themenseiten zum Modellorganismus Fliege der Max-Planck-Gesellschaft.

Besuchen Sie unser Fliegenlabor

In dieser interaktiven Dokumentation gibt Dr. Plamen Georgiev, Leiter unseres Fliegenlabors, exklusive Einblicke in seine Arbeit. Unter anderem erklärt er, wie Fliegen im Labor gefüttert werden und warum sie sich hervorragend für genetische Manipulationen eignen. Außerdem sprechen Nutzer:innen der Einrichtung über ihre Forschung mit der Fliege und teilen ihre besten „Fliegengeschichten“. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule Offenburg: Artur Bauer, Sven Heper, Konradin Köchling und Maxim Maier.

 
Fruit Fly Facility
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