Thomas Jenuwein zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt
Große Ehre für Freiburger Max Planck Direktor und Epigenetiker
Thomas Jenuwein, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik, Freiburg, wurde zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences ernannt. Damit ist er einer von 42 neuen, internationalen Mitgliedern, die in diesem Jahr gewählt wurden. Die renommierte Akademie ehrt mit der Ernennung jedes Jahr herausragende Persönlichkeiten der Wissenschaften, Künste und Wirtschaft sowie aus Institutionen und öffentlichem Leben.
Die „American Academy of Arts and Sciences“ (AAAS) hat heute ihre neuen Mitglieder für 2019 bekannt gegeben. In diesem Jahr wurden mehr als 200 prominente Persönlichkeiten mit herausrragenden Erfolgen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Öffentlichkeit sowie Kunst in die Akademie gewählt. In die Reihen der 1780 gegründten Akademie ist nun auch Thomas Jenuwein, Epigenetiker und Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg (MPI-IE) aufgenommen worden. Er gehört damit 2019 zu einer Gruppe von 42 internationalen Ehrenmitgliedern aus 23 Ländern, die für ihre Verdienste um „die Ideale von Forschung und Wissenschaft, Kreativität und Phantasie, intellektuellem Austausch und zivilem Diskurs sowie der unerbittlichen Suche nach Wissen in all seinen Formen“ geehrt werden, sagte David W. Oxtoby, der Präsident der American Academy of Arts and Sciences.
Die neuen Mitglieder wurden in 25 verschiedenen Kategorien gewählt. Thomas Jenuwein ist als „International Honorary Member“ in der Sektion „Biological Sciences“ vertreten und eines der vier neuen deutschen Mitglieder, die in diesem Jahr gewählt wurden. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Es ist eine große Ehre Mitglied der AAAS zu sein und eine weitere Verpflichtung die molekularen Grundlagen des Heterochromatins aufzuklären,“ sagt Thomas Jenuwein.
Die Forschung von Thomas Jenuwein konzentriert sich auf das sogenannte Chromatin, das die physiologische Grundlage unserer Erbinformation, der DNA-Doppelhelix, darstellt. Chromatin kann unterschiedliche Strukturen annehmen, die entweder die Genaktivität (Euchromatin) ermöglicht oder die Genaktivität (Heterochromatin) verhindert. Thomas Jenuwein und seinem Team gelang es, die erste Histon-Lysin-Methyltransferase (SUV39H1) zu entdecken und damit eine biochemische Erklärung für die Bildung und Ausbreitung von Heterochromatin zu finden. Diese bahnbrechenden Ergebnisse revolutionierten die Chromatinforschung und öffneten das Feld für funktionelle Analysen epigenetischer Kontrollmechanismen.
Die Erkenntnisse der Arbeiten von Thomas Jenuwein sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Forschung bedeutsam, da sie ein besseres Verständnis der Genregulation, der Zelltypdifferenzierung und
-reprogrammierung ermöglichen und zudem Ansätze für Therapieformen bei komplexen menschlichen Krankheiten, einschließlich Krebs, bieten. Sie sind ferner relevant für mechanistische Erkenntnisse darüber, wie die Genregulation auf Umweltveränderungen reagiert und epigenetische Anpassungen übertragen werden, um damit zu zeigen, „wir sind mehr als die Summe unserer Gene“.
Die AAAS wurde im Jahr 1780 gegründet. Ihre Mitglieder ehren jedes Jahr herausragende Persönlichkeiten der Wissenschaften, Künste und Wirtschaft sowie aus Institutionen und öffentlichem Leben. Ehemalige Mitglieder waren unter anderem George Washington, Benjamin Franklin, Charles Darwin, Albert Einstein, Winston Churchill und Martin Luther King, Jr. Derzeit zählt die Akademie 5.700 Mitglieder aus den USA und der ganzen Welt, darunter mehr als 250 Nobelpreisträger. Thomas Jenuwein ist bereits der dritte Forscher des MPI Freiburg, der von der amerikanischen Gesellschaft geehrt wird. Er folgt MPI Gründungsdirektor Otto Westphal (1975) und Direktor Davor Solter (1994).
Der Jahrgang 2019 umfasst zahlreiche, prominente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Öffentlichkeit wie den Künstler Mark Bradford, die Gendertheoretikerin Judith Butler, den Autor Jonathan Franzen, die Zellbiologin Jennifer Lippincott-Schwartz sowie die ehemalige First Lady der Vereinigten Staaten Michelle L.R. Obama.
Im Oktober 2019 werden die Neuaufgenommenen in einer feierlichen Zeremonie in Cambridge, Massachusetts, USA, in die Akademie eingeführt.
Biographie: Thomas Jenuwein
Thomas Jenuwein, geboren in Lohr am Main, studierte Molekularbiologie an den Universitäten Erlangen und Heidelberg. 1987 schloss er seine Promotion am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) ab. Anschließend war er Postdoc an der University of California San Francisco (UCSF) in den USA. Von 1993 bis 2008 war Thomas Jenuwein unabhängiger Forschungsgruppenleiter am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Seit 2008 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg, Deutschland, wo er die Abteilung für Epigenetik leitet. Thomas Jenuwein ist gewähltes Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften, unter anderem der European Molecular Biology Organization (EMBO), Academia Europaea und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt 2003 eine Honorarprofessur an der Universität Wien, 2005 die Sir-Hans-Krebs-Medaille der FEBS-Gesellschaft und 2007 den Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.