Ibrahim Cissé neuer Direktor am MPI-IE

Biophysiker erforscht die Bildung von Enzymclustern, die Gentranskription in lebenden Zellen ermöglicht

20. September 2021

Die Berufung von Ibrahim Cissé zum neuen Direktor an Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE) erweitert das Forschungs- und Technologieportfolio des Instituts. Das neueste Mitglied des Freiburger Kollegiums will verstehen, was auf molekularer Ebene passiert, wenn Zellen Gene aktivieren. Dafür entwickelt Ibrahim Cissé und sein Team hochauflösende, bildgebenden Verfahren mit einer Präzision, die sogar die Unterscheidung einzelner Moleküle in Zellen möglich macht. So gelingt es die Genexpression sowie andere Prozesse in lebenden Zellen sichtbar zu machen, um die daran beteiligten Proteincluster und Prozesse der biomolekularen Kondensation bei der Transkription zu erforschen.

Seit September 2021 ist Ibrahim Cissé neuer Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE). Er wird als wissenschaftliches Mitglied dem Kollegium des Instituts beitreten und seine Forschung in der neu gegründeten Abteilung für Biologische Physik in Freiburg fortsetzen.

„Ich fühle mich geehrt der Max-Planck-Gesellschaft als wissenschaftliches Mitglied beizutreten. Ich denke, ich spreche im Namen meiner Familie, meiner Labormitglieder und mir selbst, dass wir uns alle unglaublich freuen, das schöne Freiburg unser neues Zuhause nennen zu können. Das MPI-IE ist ein unglaublicher Ort mit außergewöhnlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie einem tollen Team; und wir sind begeistert, Teil dieses großen wissenschaftlichen Erbes zu werden,“ so Ibrahim Cissé.

Ibrahim Cissé erforscht das Verhalten einzelner Moleküle sowie biomolekularer Phasenübergänge in lebenden Zellen, die durch sogenannte schwache und zeitlich begrenzte Wechselwirkungen zwischen den Molekülen entstehen. In den letzten Jahren galt ein besonderes Interesse seines Labors der Gentranskription – einem zentralen biologischen Prozess in jeder Zelle, bei dem das RNA-Polymerase II-Enzym die Erbinformation der DNA in mRNA umcodiert, damit anschließend Eiweiße hergestellt werden können.

Bildgebung mit noch nie dagewesener räumlicher & zeitlicher Auflösung

Der studierte Physiker und sein Team nutzen Methoden und ihr Know-how aus der Physik, um mehr über die biophysikalischen Prinzipien zu erfahren, die diese Prozesse im Genom regulieren. Mit eigens weiterentwickelten, hochauflösenden Bildgebungsverfahren beobachten sie einzelne Moleküle und Molekülgruppen in lebenden Zellen. So können sie analysieren, welche molekularen Ereignisse Schritt für Schritt stattfinden, wenn eine Zelle ein Gen einschaltet. Die entwickelten Bildgebungs- und Berechnungsmethoden sind in der Lage, Molekülcluster sichtbar zu machen, die sich während der Genexpression rasend schnell auf- und abbauen und ermöglichen es, die Bildung und die Mechanismen dieser für die Genregulation so wichtigen Enzymcluster zu untersuchen.

„Wir entwickeln und nutzen sehr empfindliche Mikroskope, mit denen wir einzelne Moleküle im Inneren lebender Zellen sehen und ihr Verhalten untersuchen können. Mit diesen Methoden können wir mit einer noch nie dagewesenen räumlichen und zeitlichen Auflösung untersuchen, wie die in der DNA codierte genetische Information in der lebenden Zelle in RNA umcodiert wird,“ erläutert Ibrahim Cissé.

Mit seinem Ansatz, Physik, Biologie und Chemie in einer Abteilung zu verbinden, will der neue MPI-IE-Direktor das Verständnis dafür vertiefen, wie die genetische Information in unseren Zellen entschlüsselt wird. Darüber hinaus haben Erkenntnisse zu Transkriptionsprozessen in den Zellen auch weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit, da eine fehlerhafte Regulierung der Transkription mit vielen menschlichen Krankheiten wie Krebs oder neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Über Ibrahim Cissé

Ibrahim Cissé wurde in Niger geboren und schloss 2009 seine Promotion in Physik an der University of Illinois in Urbana-Champaign ab. Nach einem Forschungsaufenthalt als Postdoc an der École Normale Supérieure in Paris kehrte Cissé 2013 in die USA zurück und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Janelia Research Campus des Howard Hughes Medical Institute in Ashburn, Virginia. Im Jahr 2014 wechselte er an das Massachusetts Institute of Technology in Boston, wo er zunächst Assistant Professor im Fachbereich Physik war und ab 2019 Associate Professor (mit tenure) in Physik und einer gemeinsamen Berufung in Biologie. Ibrahim Cissé kommt vom California Institute of Technology in Pasadena, wo er 2021 zum Professor für Physik ernannt wurde, an das MPI für Immunbiologie und Epigenetik nach Freiburg. Ibrahim Cissé hat zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten, darunter erst kürzlich den Vilcek Prize for Creative Promise in Biomedical Science 2021.

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