Berufung in die Leopoldina
Die Freiburger Max-Planck-Direktorin Asifa Akhtar ist in die Nationale Akademie der Wissenschaft Leopoldina aufgenommen worden
Asifa Akhtar, Direktorin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg, wurde in die Deutsche Akademie für Naturforscher aufgenommen. Die Akademie zeichnet damit die wissenschaftliche Leistung von Asifa Akhtar auf dem Gebiet der Chromatinregulierung und Epigenetik aus. Die Aufnahme in die Leopoldina gilt als eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen, die eine deutsche Institution vergibt.
Seit über 350 Jahren besteht die Leopoldina, die damit eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt ist. Johann Wolfgang von Goethe, Albert Einstein oder auch Marie Curie zählen zu den vielleicht bekanntesten Mitgliedern. Jedes Jahr werden neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Vorschlag von Akademiemitgliedern in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durch das Präsidium in die Akademie gewählt. Sie alle zeichnet aus, dass sie auf außerordentliche Weise die Entwicklungen ihres Forschungsfelds vorangetrieben haben und dadurch in den Kreis der rund 1500 Mitglieder dieser bedeutenden naturwissenschaftlich-medizinischen Gelehrtengesellschaft aufgenommen werden.
„Die Wahl in die Akademie ist eine große Ehre. Ich freue mich sehr darauf ein aktives Mitglied der Leopoldina zu sein,” sagt Asifa Akhtar, die seit 2013 Direktorin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik ist. Mit ihrem Freiburger Team erforscht sie das Chromatin sowie epigenetische Mechanismen, die der Genregulation zugrunde liegen. Im Fokus stehen dabei Moleküle, die die Verpackung der DNA verändern und damit eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Aktivität von Genen spielen. Studien ihres Labors haben wichtige Erkenntnisse über die molekularen Grundlagen der Regulation des X-Chromosoms geliefert und gezeigt, wie mehrere molekulare Komplexe es Zellen ermöglichen, Gene korrekt zu lesen und das Niveau der Genexpression zu kontrollieren.
Neuere Studien konnten zudem spannende und bisher unbekannte biologische Zusammenhänge zwischen Epigenetik und dem Zellstoffwechsel aufdecken. Zukünftige Arbeiten im Labor nehmen diese molekularen Wechselwirkungen verstärkt in den Blick und fragen danach wie diese durch den Zellzustand und sowie intrazelluläre Kommunikation bei Gesundheit und Krankheit gesteuert werden.
Die klinische Relevanz der im Labor von Asifa Akhtar durchgeführten Grundlagenforschung wurde kürzlich durch die Aufdeckung der Ursachen eines seltenen menschlichen Syndroms deutlich. Durch die Mutation eines epigenetischen Regulators, der zugleich eines der wichtigsten Proteine in der Forschung des Labors ist, leiden betroffene Kinder an schweren Entwicklungsverzögerungen sowie fortschreitenden neurologischen Fehlfunktionen. Die bahnbrechenden Analysen des Labors von Asifa Akhtar ermöglichten erstmals eine molekularbiologische Charakterisierung der Ursachen der Krankheit und ebnet Weg perspektivisch einige Symptome der Patienten zu lindern.
Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
Die Leopoldina ist eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt .1652 gegründet, ist die Leopoldina eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt. Sie ist der freien Wissenschaft zum Wohle der Menschen und der Gestaltung der Zukunft verpflichtet. Die Leopoldina zählt rund 1500 hervorragende nationale und internationale Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu ihren Mitgliedern, darunter auch zahlreiche Nobelpreisträger. Die Leopoldina nimmt zu wissenschaftlichen Grundlagen politischer und gesellschaftlicher Fragen unabhängig Stellung. Sie fördert die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion, sie unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs, und sie setzt sich für die Wahrung der Menschenrechte verfolgter Wissenschaftler ein. (Quelle: Leopoldina)
Nach Gründungsdirektor Otto Westphal (1961), dem gleichzeitigen Nobelpreisträger Georges F. Köhler (1985) sowie Thomas Boehm (2002) ist mit Asifa Akhtar nun bereits das vierte wissenschaftliche Mitglied des Instituts in die Akademie berufen worden.
Biographie: Asifa Akhtar
Asifa Akhtar erlangte ihren Bachelor in Biologie am University College London (UCL) 1993 und promovierte 1998 am Imperial Cancer Research Fund, London. Dort arbeitete sie zu den Mechanismen der Transkriptionsregulation im Labor von Richard Treismann. In ihrer nächsten beruflichen Station befasste sie sich als Postdoktorandin im Labor von Peter Becker am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), Heidelberg, und dem Adolf Butenandt-Institut, München, mit Fragen der Chromatinregulierung. Ab 2001 führte sie ihre eigene Forschungsgruppe am EMBL. Im Jahr 2009 wechselte sie mit ihrem Labor nach Freiburg an das Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik (MPI-IE). 2013 wurde sie dort zur Direktorin des MPI-IE ernannt und leitet seitdem die Abteilung für Chromatinregulierung. Asifa Akhtar erhielt 2008 die Auszeichnung der European Life Science Organization (ELSO) und wurde 2013 zum EMBO Mitglied gewählt. 2017 wurde sie mit dem Feldberg Prize in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Chromatinregulierung geehrt. Asifa Akhtar fungiert als Gutachterin für zahlreiche Forschungs- und Förderorganisationen (z. B. MPG, DFG, EU) sowie als Herausgeberin anerkannter wissenschaftlicher Fachzeitschriften (z. B. eLife, PLoS Genetics, Journal of Cell Science) und ist Mitglied mehrerer regionaler und internationaler Forschungskonsortien (z. B. SFB746, SFB992 MEDEP, SFB1140 KIDGEM, SFB 1381, FP7-Netzwerk EpiGeneSys).